Veronika Hackl-Pedrini
Sie sind ja nicht nur Baumeisterin sondern auch diplomierte Architektin. Wie war ihr Werdegang, wie sind Sie Architektin und Baumeisterin geworden?
Ich bin mit den kreativen Arbeiten meines Vaters aufgewachsen. Ich habe in Innsbruck und in den USA Architektur studiert, später dann die Ziviltechnikerprüfung und die Baumeisterprüfung absolviert, um mein Wissen noch weiter zu vertiefen. Ich war dann einige Jahre Planungsleiterin bei einem gemeinnützigen Bauträger, und vor knapp zwölf Jahren habe ich mich selbstständig gemacht.
Was fasziniert Sie besonders an Ihrer Arbeit?
An meiner Arbeit fasziniert mich vor allem, dass ich so viel bewegen kann. Durch Gebäudeformen, Freiräume, Gebäude-Gestaltung – weil uns das alle betrifft. Ich habe so viele Möglichkeiten, durch meine Arbeit Menschen zu erreichen und Emotionen zu transportieren.
Das heißt, ich kann auf einer gewissen Weise das Leben der Nutzer zumindest ein wenig positiver gestalten. Mir geht dabei nicht um Selbstverwirklichung, sondern darum, meine Arbeit und die Kreativität in den Dienst der Gesellschaft und der Nutzer:innen zu stellen. Das ist mir ganz wichtig!
Was zeichnet Sie aus?
Meine Leidenschaft für Architektur ist geprägt von Kreativität, vom Gespür für Ästhetik und vor allem dadurch, dass ich den Menschen und seine Bedürfnisse immer im Mittelpunkt sehe.
Das zieht sich vom städtebaulichen Konzept über die Gestaltung der Baukörper bis hin zur funktionellen und ästhetischen Planung der Inneneinrichtung.
Referenzprojekte
Gerade im Wohnbau gewinnt man oft den Eindruck: es wird eher quadratisch, praktisch, gut gebaut; die Baukosten stehen im Vordergrund; der Anspruch an Architektur ist eher zweitrangig. Wie sehen Sie das? Steht Architektur im Konflikt zum Kostendruck?
Der Kostendruck ist natürlich auch auf unserer Seite sehr hoch und es braucht manchmal schon eine Portion Idealismus, um unter dem Druck weiterzumachen. Dennoch schaffen wir es immer wieder, Gebäude trotz des sehr engen finanziellen Korsetts ästhetisch anspruchsvoll zu realisieren.
So haben wir beispielsweise ein soziales Wohnbauprojekt in Jenbach innerhalb der Wohnbauförderungskosten errichtet. Natürlich gab es auch Abschläge, wie die geplanten Holzfenster und die Holzverkleidungen in den Loggien, aber die Gesamtidee konnten wir verwirklichen. Die Gebäude fügen sich in den Kontext der Umgebung ein. Sie nehmen durch die Rundungen die Straßenführung auf und legen sich so weich in den Hang.
Für mich ein Beispiel dafür, dass auch Architektur im sozialen Wohnbau möglich ist.
Ein anderes Beispiel ist die Villa Maya – eine Revitalisierung und der Weiterbau einer alten Bestandsvilla, welche längere Zeit schon leer stand. Dieses desolate Bauwerk wieder zurück ins Leben zu holen und dabei die Geschichte zu respektieren und zu bewahren und neue Räume zu schaffen, war eine sehr reizvolle und vor allem auch nachhaltig sinnvolle Aufgabe für mich.
Die Bauherrin war offen dafür, dass wir dieser Villa ein neues Erscheinungsbild geben.
Der Bestand wurde revitalisiert und der Zubau gewollt, optisch abgesetzt.
Welche Eigenschaften werden für Baumeister in der Zukunft noch wichtiger sein als heute?
Die Eigenschaften, die für Baumeister in Zukunft wichtig sind, werden etwa die gleichen sein, die wir jetzt schon brauchen: Leidenschaft, Einfühlungsvermögen, Geduld, Empathie, Freude am Arbeiten, die Hingabe, die Offenheit für Neues. Achtung und Respekt im Team und vor allem immer selbstkritisch bleiben. Gebäude sind das Ergebnis, von Teamarbeit mit allen am Bau Beteiligten. Das geht schon vom ersten Entwurf bis hin zur Fertigstellung – ein Prozess, in den viel Fachwissen, Leidenschaft und Hingabe fließt.
Es wird auch immer wichtiger werden, den Wert der kreativen Arbeit zu kommunizieren.
Es wird in Zukunft trotz KI einen persönlichen Partner brauchen, einen kompetenten Fachmann, der auf das Persönliche und vor allem auch auf das Umfeld eingehen kann.
Ihr persönlicher Wunsch für die Zukunft?
Mein persönlicher Wunsch für die Zukunft ist erstens ein verantwortungsvoller Umgang mit unseren Ressourcen. Dazu gehört vor allem die Reduzierung des Energieverbrauchs, auch in der Herstellung und nicht nur im Betrieb der Gebäude. Auch die Schonung der unbebauten Flächen sollte mehr thematisiert werden. Deshalb sollte die Möglichkeit der Nachverdichtung unbedingt genützt werden und von den Gemeinden mehr gefördert werden.
Und zweitens wäre es mein Wunsch, mehr Weiblichkeit im Baugewerbe zu haben. Nicht nur in der Planung und Statik, sondern auch in der Bauleitung. Und vielleicht sogar in der Bauausführung.
Ich bin Veronika Hackl-Pedrini. Ich bin eine Baumeisterin.
Werdegang
1987 – 1991
Technische Universität Innsbruck
1992 – 1995
Auslandsaufenthalt USA, Studium am MIT und BAC
1997
Diplomprüfung an der Technischen Universität Innsbruck
1997 – 2003
Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros
2001
Prüfung Ziviltechniker Fachrichtung Architektur
2001
Domus Academy Mailand
2002
Prüfung zum Immobilientreuhänder/Bauträger
2003
Prüfung zum Baumeister
2003 – 2012
Tiroler Gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungs GmbH Projektentwicklung und Planung
seit 2012
Gründung eigenes Büro COCOON Architektur
seit 2015
Ausschussmitglied der Baumeisterinnung