Der Experte für alle Baustoffe
Bernhard Breser
Warum sind Sie Baumeister geworden? Was hat Sie so besonders an diesem Beruf fasziniert?
Ich bin Baumeister geworden aus einer jugendlichen Faszination. Da mein Vater Tischler war, war es klar, dass ich in die Holztechnik gehe. Ich habe die Holztechnik abgeschlossen, war dann drei Jahre lang in der Einrichtungsbranche tätig. Und da ist meine Motivation und Faszination des Bauens hergekommen. Ich habe dann auch die Baumeister-Prüfung gemacht und mich zehn Jahre später als planender Baumeister selbständig gemacht. Einige Jahre später sind meine beiden Söhne in die Firma mit eingestiegen, seitdem führen wir auch aus.
Welche Fähigkeiten, welche Eigenschaften muss ein Baumeister heutzutage mitbringen?
Die Fähigkeiten, die ein Baumeister mitbringen muss, sind sehr mannigfaltig. Der Baumeister muss im Prinzip ein technisches und auch wirtschaftliches Genie sein und ebenso über Menschenführung, Betriebswirtschaft und so weiter verfügen. Das sind die Fähigkeiten des Baumeisters, die er haben muss und die er auch hat. Der Baumeister muss auch mit der technischen Entwicklung jederzeit mithalten und offen gegenüber jeder Neuerung sein.
Als Laie hat man oft den Eindruck, in der Baubranche tut sich nicht viel: es wird immer noch so gebaut wie vor 50 Jahren. Bei näherer Betrachtung stellt man aber schnell fest, dass sich gerade in den letzten Jahren eine wahnsinnige Dynamik entwickelt hat: neue Technologien, neue Prozesse, neue gesetzliche Anforderungen – Stichwort BIM, EnergiePlus, Smart Buildings, IoT, CAFM, Energierichtlinien, Umweltverträglichkeitsprüfung. Wie halten Sie mit diesen Entwicklungen Schritt?
Die Entwicklung der Baustoffe schreitet natürlich zügig voran. Grundsätzlich ist zu sagen, dass der Grundbaustoff eigentlich schon Jahrzehnte, Jahrhunderte, teilweise Jahrtausende derselbe ist, aber er wird immer wieder verbessert, er wird dem Standard angepasst, den Normen angepasst, den baurechtlichen Dingen angepasst. Das heißt, dass wir immer schauen müssen, dass der Baustoff stets unserem jetzigen Standard und dem Bedarf angepasst entwickelt wird und wir diesen Baustoff verbauen können.
Referenzprojekte
Warum sind Sie als Baumeister besonders geeignet, den Bauherrn bei der Auswahl der Baustoffe bestens zu beraten? Welche Fähigkeiten als Baumeister sind dabei besonders wichtig?
Bei der Auswahl der Baustoffe sehe ich den Baumeister als Anwalt der Kunden. Der Baumeister kann mit einem jeden Baustoff umgehen, kann einen jeden Baustoff verbauen und die wichtigste Sache ist, dass der Kunde eine Beratung erhält – vom Baumeister: Es gilt für den Kunden genau jenen Baustoff, für das Bauwerk, das er bauen will, auszusuchen, ihn zu beraten und Vor- und Nachteile bekanntzugeben. Der Baumeister hat natürlich die Fähigkeit, den Kunden betreffend Baustoffe zu beraten, weil er erstens, aufgrund seiner Ausbildung, die Theorie des Baustoffes, und zweitens aufgrund seiner Tätigkeit als Baumeister auch die praktische Einsatzfähigkeit des Baustoffes kennt – wenn er den Baustoff verbaut und er mit diesem Baustoff arbeitet. Und das ist der Vorteil des Baumeisters: quasi Theorie und Praxis umzusetzen.
Welche Rolle spielen dabei die Baustoffe, mit denen Sie bauen? Welche Faktoren sind aus Ihrer Sicht wichtig für die Auswahl der Baustoffe?
Man darf jetzt natürlich nicht glauben, dass nur ein Baustoff auf der Baustelle einzusetzen ist. Wir haben Wand- und Deckenaufbauten, die mehrschalig oder mehrschichtig sind, das heißt: wir haben Baustoffe, die tragende Funktionen haben, wir haben Baustoffe, die wärmedämmende Funktion haben müssen, wir haben Baustoffe, die schalldämmende Funktionen haben müssen und in Kombination mit diesen sämtlichen Baustoffen muss dieses Bauwerk dem entsprechenden Zweck errichtet werden.
Stichwort Energie und Speichermasse: mit welchem Baustoff erspart sich der Bauherr am meisten Geld, wenn es um Heizen und Kühlen des Gebäudes geht?
Ein wichtiger Aspekt beim Bauen und Bewohnen eines Hauses sind natürlich die Energiekosten. Wir sind ständig dran zu schauen: wie kann man Energiekosten einsparen? Nur Erhöhungen von Wärmedämmungen sind glaube ich nicht die absolut beste Lösung, sondern wir müssen nach Alternativen suchen. Beton, Ziegel etc. haben beispielsweise eine sehr hohe speicherwirksame Masse. Das heißt, wenn wir Energie durch Heizen zuführen, wird dort Energie gespeichert. Und wenn es wieder kälter wird, wird diese Energie abgegeben. Beton hat natürlich die beste, speicherfähige Masse und jetzt müssen wir Energieträger finden, wo man das ganze energietechnisch und auch für’s ‚Geldbörserl‘ des Kunden entsprechend anbieten kann. Ich denke da beispielsweise an eine Wärmepumpe. Eine Wärmepumpe kann im Winter heizen und dieselbe Wärmepumpe kann im Sommer kühlen. Das heißt wenn ich eine Bauteilaktivierung in eine Stahlbetondecke mache, heize ich mit dieser Stahlbetondecke und mit diesem Heizsystem der Wärmepumpe im Winter und kühle mit demselben System im Sommer.
Wie schneiden mineralischen Baustoffe hinsichtlich Ressourcenschonung und Klimaschutz ab – im Vergleich mit Holz beispielsweise?
Diesen Vorteil der speicherfähigen Masse des Massivhaus hat eine Holzbauweise natürlich nicht, weil die Holzbauweise mit dem mehrschichtigen und dem mehrschaligen Aufbau nicht diese Masse aufweisen und das sind die großen Vorteile der Massivbauweise. Ich sage das aus voller Überzeugung: ich habe selbst einen Holzbau-Betrieb, aber das sind nun einmal die Fakten, die für einen Massivbau sprechen. Die massive Bauweise hat zudem auch extreme Vorteile betreffend Lärmschutz und Brandschutz.
Es wird immer davon gesprochen, dass die Ökobilanz des Holzes viel besser ist als die Ökobilanz eines mineralischen Baustoffes. Da sprechen wir aber immer von dem Baustoff Holz und allein mit Holz kann man kein Haus bauen. Wir brauchen zwar das Holz aus tragender Sicht, aber wir müssen das Holz mit Außenbelegen und Innenbelegen versehen. Das wird bei dieser Ökobilanz meiner Meinung nach nicht berücksichtigt. Man sollte da schon so fair sein und den kompletten Wandaufbau, oder einen kompletten Deckenaufbau mit Holzbauweise in Betracht ziehen und da schaut die Ökobilanz natürlich ganz anders aus, als wenn man nur den Begriff ‚Holz‘ verwendet und da ist natürlich der Massivbau weitaus im Vorteil, weil wir eigentlich fast nur mit mineralischen Baustoffen bauen und mineralische Baustoffe verwenden. Das heißt: die Ökobilanz eines Massivbaus ist meiner Meinung nach sicherlich besser als die eines Holzbaus.
Holz als Baustoff wird seitens der Politik sehr gefördert. Argumente, die dafür angeführt werden, sind u.a. Nachhaltigkeit und kurze Transportwege Wie sehen Sie das?
Dem Argument der weiten Transportwege für den Massivbau und kürzere Transportwege vom Holzbau kann ich im Prinzip auch nichts abgewinnen. Unsere Firmen und die Baustoffindustrie, die jetzt Ziegeln, Zement usw. produzieren, ist im Prinzip immer dort vor Ort, wo der Rohstoff gewonnen wird, dh wo der Rohstoff vorhanden ist. Das verteilt sich in ganz Österreich und die Anfahrtswege und die Zulieferwege sind natürlich dann auch entsprechend kurz.
Wie schneiden die mineralischen Baustoffe hinsichtlich Nachhaltigkeit ab, wenn man die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes heranzieht?
Wir haben sämtliche Baustoffe, ob es ein gebrannter Ziegel ist, der aus der Erde kommt, ob es Kalk ist, der aus der Erde kommt, ob es eine Mineralwolle ist, die aus der Erde kommt. Das heißt, wir haben im Prinzip Ressourcen in der Erde. Viele Leute glauben, dass das alles künstlich ist. Das ist aber nicht künstlich.
Wir verwenden im Prinzip alles, was bei uns auf unserer schönen Erde vorhanden ist und wenn das Ganze dann nach dem Lebenszyklus wieder abgebrochen wird, wird es gebrochen, geschreddert, wird weiterverwendet. Der Lebenszyklus eines Massivbaus beträgt zwischen 80 und 100 Jahren und der Lebenszyklus eines Holzhauses beträgt zwischen 40 bis 60 Jahren.
Die Nachhaltigkeit der mineralischen Baustoffe ist gleichbedeutend mit dem Lebenszyklus des Hauses, zwischen 80 und bis 100 Jahren. Das halten Sie auf alle Fälle aus.
In der Öffentlichkeit herrscht oft der Eindruck, Recycling ist auf Baustellen ein Fremdwort. Stimmt dieser Eindruck?
Baustoff-Recycling ist bei uns Baumeistern schon seit vielen, vielen Jahren Thema. Das sieht oftmals der Kunde nicht, was sich auf der Baustelle oder außerhalb der Baustelle abspielt. Wir sind seit Jahren angehalten zu trennen und zu recyclen. Das recycelte Material wird als Unterbau für Straßen verwendet, wird als Unterbau für Betonplatten im Industriebau verwendet, wird teilweise als Beton-Zusatz wiederverwendet. Das heißt, wir sind vom Recycling her auf einem sehr, sehr guten Weg, dass der mineralische Baustoff immer wieder weiterverwendet wird.
Ihr persönlicher Wunsch für die Zukunft?
Mein persönlicher Wunsch für die Baumeister ist, dass es weiterhin ein Fairplay und eine Handschlagqualität zwischen Kunde, Baumeister, Auftraggeber und Vertragspartner gibt.
Werdegang
1993
Gründung des Planungsbüros Breser von Bernhard Breser mit anfänglich nur zwei Mitarbeitern
2011
Das Unternehmen wurde um die heutige Breser GmbH mit den beiden Söhnen Markus Breser Baumeister und Ing. Stefan Breser Zimmermeister erweitert, das heute etwa 50 Mitarbeiter beschäftigt.
2019
Bernhard Breser wird der Titel „Kommerzialrat“ verliehen
Seit 2020
Landesinnungsmeister der Sparte Bau für das Burgenland
Mitglied (Ausschuss) Wirtschaftskammer Österreich, Bundesinnung Bau
Spartenvertreter Gewerbe u. Handwerk (Wirtschaftsparlament), Wirtschaftskammer Burgenland
Mitglied (Spartenkonferenz), Wirtschaftskammer Burgenland, Sparte Gewerbe und Handwerk Burgenland